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Dompfarre St. Stephan

„Dem Himmel entgegen...“

Licht- und Kunstinstallation zur Fasten- und Osterzeit 2015

von Stefan W. Knor

Die Fastenzeit

Jede Vorstellung von Gott ist menschlich – aber im Menschen selbst ist etwas über jede Vorstellung hinaus, welche ihn Gott in Wahrheit erkennen lässt.

„Gott ist ja in allem und überall; es gibt keinen Ort und kein Ding, wo er nicht wirklich gegenwärtig wäre. Wohin die Vögel auch fliegen, sie finden ihr Element, die Luft in der sie sich bewegen; so finden auch wir, wohin immer wir gehen mögen, Gott überall gegenwärtig.“ (Franz von Sales)

Für den Zeitraum der diesjährigen Fastenzeit hat der Künstler Stefan W. Knor vierzig mit Leinenbändern verwobene Kuben vor dem Hochaltar des Stephansdoms installiert. Diese, mit färbigem Licht beleuchtete Fastentuchskulptur, ändert täglich ihr Aussehen, wird durch Gebetsanliegen, die die Besucher in die Kuben einknoten können, auf Ostern hin von Tag zu Tag dichter.

Werden Sie Teil der Skulptur

An jedem Tag der Fastenzeit wird ein Kubus aus der Skulptur vom Hochaltar herausgenommen und am großen Gitter im Eingangsbereich aufgestellt, damit Sie dort als Besucher des Stephansdoms Ihre Gebetsanliegen zum Thema „Was möchte ich dem Himmel entgegen bringen?“ aufschreiben und in den jeweiligen Kubus hineinknoten können.

Ist ein Kubus erfüllt mit Gebetsanliegen, wird er in die Fastentuchskulptur am Hochaltar eingebaut und durch einen Neuen ersetzt, so dass nach und nach interaktiv alle Kuben mit Gebets-anliegen gefüllt sind und das Fastentuch mit der Zeit immer dichter durch die Gebete der Gläubigen wird.

So werden tausende von Besuchern Teil dieses Projekts.

Interaktiv

Sie haben auch die Möglichkeit, uns ein Gebetsanliegen an dompfarre@dompfarre.info zu senden. Wir drucken es aus und knüpfen es in die Fasteninstallation.

Im ersten Buch der Bibel findet sich in der Erzählung von Jakobs Traum ein Bild einer die irdische und himmlische Sphäre verbindenden Leiter. Die Heilige Schrift erzählt, dass sich Jakob auf einem Stein zur Ruhe gelegt hat und träumte:

 Osterzeit

„Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder.“ (Genesis 28,12)

Sie sehen eine abstrakte Himmelsleiter, die angefüllt ist mit weit über 20.000 Gebetsanliegen, die die Dombesucher in der Fastenzeit in die Kuben eingeknotet haben. Die an Drahtseilen befestigten Gebetskuben erheben sich durch den Kirchenraum aufsteigend - dem Himmel sich entgegen streckend. Die entstandene Himmelsleiter mit der eigens konzipierten Beleuchtung in verschiedenen Blautönen erhebt sich so in die Höhen des Domes und findet ihren Abschluss unter dem Deckengewölbe über dem Hochaltar. Sie scheint das Gewölbe optisch zu durchbrechen und so ins Unendliche fortgesetzt.

Dadurch ist eine zweifach inhaltlich aufgeladene Himmelsleiter entstanden:

Nicht nur die Skulptur als solche strebt dem Himmel entgegen. Vielmehr sind es die in der Fastenzeit gesammelten Gebetsanliegen der Dombesucher, die sich dem Himmel entgegen-strecken und so einen Bogen spannen zwischen Aschermittwoch, Ostern und dem Pfingstfest.

Die Kirchenväter, die Theologen der frühen Kirche, verglichen das Kreuz des Erlösers mit der Jakobsleiter, weil der Menschheit durch den Kreuzestod Christi der Weg in den Himmel erschlossen wurde. Dieser Gedanke findet sich bis heute, z. B. im Gotteslob-Lied „O du hoch-heilig Kreuze“ (Nr. 294, Text: Konstanz 1600). Darin heißt es in der vierten Strophe:

„Du bist die sichre Leiter, darauf man steigt zum Leben, das Gott will ewig geben.“

Fasten- und Osterinstallation 2015